Stern von Bethlehem SMB
Missionsgesellschaft Bethlehem
Im Herzen Kolumbiens: Eine Reise des Glaubens und der Entdeckung im Missionsland der SMB
Apr. 02

Im Herzen Kolumbiens: Eine Reise des Glaubens und der Entdeckung im Missionsland der SMB

Vom 3. bis 15. Februar 2025 unternahm eine Gruppe aus der Schweiz eine außergewöhnliche Reise durch Kolumbien – eine Verbindung aus spiritueller Entdeckung und kultureller Vertiefung. Organisiert von den Pèlerinages Bibliques Romands (PBR) in Zusammenarbeit mit Ad Gentes, wurde diese Pilgerreise vom P. Ludovic Nobel geleitet.

 

Die SMB und Kolumbien

Vor über 70 Jahren begannen die ersten Missionare von Bethlehem ihren Dienst in Kolumbien – im Dienst einer Ortskirche, die auf eine fünfhundertjährige Geschichte zurückblickt. In den 1950er-Jahren, nachdem unsere Gesellschaft nach der Ausweisung aus China neue Wirkungsfelder suchte, erreichte uns ein Hilfegesuch vom Erzbistum Popayán.

Zunächst zögerten die SMB, auf diesen Ruf zu antworten, da es sich nicht um ein klassisches Missionsgebiet handelte, in dem das Evangelium zum ersten Mal verkündet werden sollte. Doch die Realität vor Ort überzeugte schnell vom Gegenteil. Zwar war die Bevölkerung mehrheitlich katholisch, doch ihre religiösen Kenntnisse waren begrenzt und oft mit Aberglauben vermischt. Die Kirchen und Pfarrhäuser waren baufällig, und das religiöse Leben beschränkte sich auf einige große Feierlichkeiten: Taufen, Erstkommunionen, Hochzeiten und Beerdigungen. Armut war allgegenwärtig, und im sozialen Bereich fehlte es an strukturiertem Engagement.

Im November 1953 trafen die ersten Missionare in Kolumbien ein, bald gefolgt von weiteren, um ihren Dienst in abgelegenen, schwer zugänglichen Andendörfern zu beginnen. Ihre Mission ging bald über die rein pastorale Betreuung hinaus. Sie engagierten sich in zahlreichen sozialen Bereichen: Unterstützung der indigenen Bevölkerung, Bau von Straßen und Brücken, Einrichtung von Trinkwasserversorgungssystemen und Renovierung kirchlicher Infrastruktur.

Die 1960er-Jahre, geprägt vom Zweiten Vatikanischen Konzil, der Enzyklika Populorum Progressio von Papst Paul VI. und der Konferenz von Medellín, brachten einen pastoralen Aufbruch. Die Missionare richteten ihr Engagement neu aus: mit Schwerpunkt auf Evangelisierung, Bewusstseinsbildung, Kampf gegen Ungerechtigkeit und ganzheitliche Befreiung des Menschen. Die pastorale Arbeit wurde durch die Ausbildung von Leitungspersonen und Gemeindebegleitern erweitert, organisiert durch ein eigens dafür gegründetes mobiles Team.

Diese Arbeit, über Jahre hinweg mit Ausdauer und Hingabe fortgeführt, bleibt bis heute ein lebendiges Erbe in vielen lokalen Gemeinden Kolumbiens. Auch wenn die Präsenz der SMB heute kleiner ist, bleibt unser Regionalhaus in Popayán ein bedeutender Stützpunkt der Mission.

 

Bogotá: Eine Stadt zwischen Himmel und Erde

 

Blick auf die Stadt Bogotá vom Cerro de Monserrate aus

Gleich bei ihrer Ankunft entdeckten die Teilnehmenden in Bogotá eine pulsierende Hauptstadt, in der sich Moderne und Tradition auf faszinierende Weise verbinden. Der Aufstieg zum Cerro de Monserrate, einem Wallfahrtsort in über 3.000 Metern Höhe, bot einen besonderen Moment der Kontemplation über der weit ausgebreiteten Stadtlandschaft. Dieser bedeutende Pilgerort, überragt von der Statue des Señor Caído de Monserrate, ist ein starkes Symbol des kolumbianischen Glaubens.

Beim Besuch des historischen Zentrums konnte die Gruppe das Viertel La Candelaria erkunden – ein Stadtteil voller Geschichte, geprägt von kolonialen Kirchen und kopfsteingepflasterten Gassen. Auf der Plaza Bolívar bewunderten sie die Kathedrale Primada sowie weitere bedeutende Bauwerke, die vom religiösen und politischen Erbe des Landes zeugen.

 

Zipaquirá und Villa de Leyva

Auf ihrer Weiterreise nach Norden entdeckten die Teilnehmenden zwei symbolträchtige Orte Kolumbiens: Zipaquirá und Villa de Leyva.

In Zipaquirá tauchten sie ein in die faszinierende Welt der Salzkathedrale, einer majestätischen unterirdischen Kirche, die direkt in die Wände eines ehemaligen Salzbergwerks gehauen wurde. Die einzigartige Atmosphäre dieses Heiligtums, in dem Stein zu Gebet wird, hinterließ einen tiefen Eindruck – die Besucher waren bewegt von der Weite der Gänge und dem Spiel aus Licht und Schatten, das eine mystische Stimmung erzeugte.

Weiter führte die Reise nach Villa de Leyva, eine der schönsten kolonialen Städte des Landes. Beim Durchstreifen der gepflasterten Gassen und beim Anblick der weitläufigen Plaza Mayor fühlte sich die Gruppe zurückversetzt in die Zeit der ersten spanischen Missionare. Der Besuch des Konvents Santo Ecce Homo, im Jahr 1620 von den Dominikanern gegründet, wurde zu einem besonderen Moment der inneren Einkehr.

Eingebettet in eine karge Landschaft, bezeugt dieses Kloster das Evangelisierungswerk der frühen Missionare. Seine schlichte Architektur und die stille Atmosphäre boten eine wertvolle Gelegenheit zur Besinnung – und erinnerten an das Wesentliche dieser Reise: den Spuren der Mission zu folgen, zwischen Erbe und Erneuerung.

 

Popayán: Im Herzen des missionarischen und kulturellen Erbes

 

Der Versammlungssaal des regionalen Hauses der SMB in Popayán

 

Nach einem ersten Einblick in den historischen und spirituellen Reichtum Zentral-Kolumbiens setzten die Teilnehmenden ihre Reise nach Popayán fort – eine Stadt voller Geschichte, die tief geprägt ist vom missionarischen Wirken der SMB.

Popayán, 1539 von den Spaniern gegründet, war lange Zeit ein bedeutendes politisches und religiöses Zentrum. Bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1819 diente sie als Hauptstadt von Großkolumbien, das die heutigen Länder Kolumbien, Panama, Venezuela, Peru und Ecuador umfasste. Mit ihrer architektonischen Pracht und spirituellen Bedeutung ist Popayán auch heute noch eine symbolträchtige Stadt.

Beim Rundgang durch das historische Zentrum besuchte die Gruppe die Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción, die 1986 von Papst Johannes Paul II. besucht wurde – drei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben von 1983, das große Teile der Stadt zerstörte. Dieses Unglück, das Popayán an einem Gründonnerstag traf, forderte über 200 Todesopfer, die sich gerade auf die Chrisammesse vorbereiteten.

Heute steht die restaurierte Kathedrale als ein Zeichen des Durchhaltens und des Glaubens. Die Gruppe besuchte außerdem die Kirche San Francisco, ein weiteres Juwel des religiösen Erbes, sowie den zentralen Platz und die historischen Gassen – lebendige Zeugnisse mehrerer Jahrhunderte Evangelisierung und Kultur.

 

Begegnung mit der Ortskirche und den Missionaren von Bethlehem

Für P. Ludovic Nobel begann der Sonntag mit einer Messe in der Pfarrei der Wunderbaren Medaille, unweit des Regionalhauses der SMB. Diese Pfarrei, deren Bau durch die Missionare von Bethlehem vollendet wurde, ist eines der vielen Zeugnisse ihres pastoralen Engagements in der Region. Der erste Pfarrer dieser Gemeinde war selbst ein SMB-Missionar.

Im Verlauf des Tages besuchte die Reisegruppe den Naturpark Puracé, ein Schutzgebiet in der Nähe von Popayán, bekannt für seine Vulkane und seine außergewöhnliche Artenvielfalt. Begleitet wurden sie dabei von den beiden SMB-Mitbrüdern Josef Schönenberger, genannt Chepe, und Ernst-Peter Heiniger, die im Regionalhaus leben.

Am Montagmorgen hatte P. Nobel die Ehre, mit dem Erzbischof von Popayán, Msgr. Omar Alberto Sánchez Cubillos, O.P., zu frühstücken. Die Diözese zählt rund 110 Priester und etwa vierzig Ordensleute.

Der Erzbischof sprach seinen tiefen Dank gegenüber der SMB für deren Wirken im Bistum aus, insbesondere für den Dienst von P. Josef Schönenberger (Chepe) als Beichtvater der Kathedrale – ein Amt, das er mit viel Feingefühl und zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. Msgr. Sánchez Cubillos äußerte zudem seine Offenheit und sein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit der SMB.

 

P. Ludovic Nobel mit Erzbischof Omar Alberto Sánchez Cubillos, O.P., im Erzbistum Popayán

 

Die Etappe im Süden Kolumbiens endete mit einem Aufenthalt in Cali, einer lebendigen Stadt und der weltweit bekannten Hauptstadt der Salsa.

 

Cartagena: Stadt des heiligen Petrus Claver, des Apostels der afrikanischen Sklaven

Nach der Entdeckung des Zentrums und Südens Kolumbiens begab sich die Gruppe in den Norden des Landes, nach Cartagena de Indias – eine Perle der Karibik und ein Symbol für die kulturelle Vielfalt Kolumbiens.

Schon bei der Ankunft tauchten die Teilnehmenden in die faszinierende Atmosphäre dieser zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Stadt ein. Auf dem Programm standen u. a. die beeindruckenden Stadtmauern der Altstadt, die imposante Festung San Felipe de Barajas aus dem 17. Jahrhundert – erbaut zum Schutz vor Piraten – sowie das Museum der Inquisition, das durch seine Sammlungen und koloniale Architektur von den dunklen Kapiteln der Stadtgeschichte zeugt.

Im Zentrum dieser Etappe stand der Besuch der Kirche des heiligen Petrus Claver, eines barocken Jesuitenbaus aus dem 17. Jahrhundert – ein bedeutsamer Wallfahrtsort in Kolumbien, denn hier ruht der Leib des Heiligen. Petrus Claver (1580–1654), ein spanischer Jesuit aus Verdú, wurde 1610 nach Kolumbien entsandt.

Statue des heiligen Peter Claver in Cartagena

 

Cartagena war einer der beiden Häfen im spanischen Kolonialreich, die offiziell zur Aufnahme von Sklaven bestimmt waren – jährlich kamen etwa 10 000 versklavte Afrikaner hier an.

Petrus Claver begab sich sofort zu den Anlegeplätzen, begleitet von ehemaligen Sklaven, die als Dolmetscher dienten. Er betrat die Schiffe, um Wasser, Nahrung und erste Hilfe zu den dicht gedrängten Kranken in den Laderäumen zu bringen.

Da diese Menschen nur kurz in Cartagena verweilten, ehe sie auf dem Kontinent verteilt wurden, war es Clavers Anliegen, sie rasch auf die Taufe vorzubereiten und ihnen die Grundlagen des Glaubens zu vermitteln. Man schätzt, dass er etwa 300 000 Menschen taufte.

Doch sein Engagement ging weit über die Betreuung der Sklaven hinaus: Petrus Claver besuchte auch die Kranken in den Hospitälern, insbesondere Leprakranke, sowie gefangene Kriegsgefangene aus Holland und England.

Im Jahr 1650 brach in Cartagena eine Pestepidemie aus. Treu seiner Berufung blieb Claver bei den Kranken – bis er sich selbst ansteckte. Er starb 1654, erschöpft von seinem Dienst. Schon unmittelbar nach seinem Tod wurde er wie ein Heiliger verehrt, und bis heute inspiriert sein Erbe viele Gläubige.

 

Die heilige Bernarda Bütler: Eine Schweizerin im Dienst der Mission in Kolumbien

 

Statue der heiligen Bernarda Bütler in Cartagena

 

Während ihres Aufenthalts in Cartagena entdeckten die Teilnehmenden eine weitere Seite der Schweizer Missionsgeschichte in Lateinamerika: das Werk der heiligen Bernarda Bütler.

Geboren in Altstätten (Schweiz), trat sie bei den Kapuzinerinnen unter dem Namen Schwester Maria-Bernarda ein und wurde 1880 zur Oberin des Klosters Maria Hilf gewählt.

Getrieben von einem tiefen missionarischen Eifer, verließ sie 1888 ihre Heimat und reiste nach Ecuador, wo sie die Kongregation der Franziskanischen Missionsschwestern von Maria Auxiliatrix gründete, die sich der Bildung und Nächstenliebe widmet. Eine politische Revolution zwang sie jedoch 1895 zur Ausreise. In Cartagena (Kolumbien) fand sie Zuflucht und entwickelte das Werk ihrer Gemeinschaft weiter – stets im Einsatz für die Ärmsten.

1995 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und 2008 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen – damit ist sie die erste kanonisierte Schweizer Heilige seit 1848.

Das Apostolat der franziskanischen Missionsschwestern unter der Leitung von Bernarda Bütler und Mutter Charitas Brader spielte eine grundlegende Rolle in der Missionsgeschichte Kolumbiens. Ohne ihren Einsatz und Pioniergeist wären die Missionare von Bethlehem (SMB) wahrscheinlich nie in Kolumbien aktiv geworden.

Der Schweizer Priester Charles Boxler, ein Mann mit bemerkenswertem missionarischem Eifer, begleitete die Schwestern aus Altstätten bei ihrer Missionstätigkeit in Kolumbien und wurde so Zeuge des großen pastoralen Bedarfs vor Ort.

Zurück in der Schweiz – inzwischen Leiter des Salesianums in Freiburg – gab er seine Begeisterung für die kolumbianische Mission an die jungen Seminaristen weiter.

In Kenntnis der Herausforderungen der lokalen Kirche reagierte er mit Engagement auf den Ruf von Erzbischof Diego María Gómez aus Popayán. Er setzte sich dafür ein, weitere Schweizer für die Unterstützung der Evangelisierung in diesem Gebiet zu gewinnen.

Sein Einsatz ermöglichte die Entsendung einer Gruppe von Schweizer Diözesanpriestern, darunter Guillaume Fillinger, Théophile Tuor und Lin Loser, die die Grundlagen des kolumbianischen Fidei Donum-Werks legten. Insgesamt widmeten sich rund vierzig Schweizer Priester zeitweise der Mission in Kolumbien.

Trotz der großen historischen Bedeutung von Popayán waren Berufungen zum Priestertum dort selten. Angesichts dieser Situation wandte sich Erzbischof Gómez über Abbé Fillinger an die Missionare von Bethlehem – und so begann ihr Einsatz in Kolumbien.

 

Einblick in La Boquilla und Abschluss der Reise

Am Donnerstag, dem 13. Februar, setzte die Gruppe ihre Reise fort in Richtung La Boquilla, ein kleines Fischerdorf am Stadtrand von Cartagena, das als Herzstück der afro-kolumbianischen Kultur gilt.

Am folgenden Tag trat die Gruppe den Rückweg an. Am Nachmittag erfolgte der Transfer zum Flughafen – mit Herzen, die reich gefüllt waren mit eindrücklichen Bildern und inspirierenden Begegnungen.

 

Wir laden Sie ein, diese besonderen Momente noch einmal zu erleben – mit unserer Foto-Galerie zum Pilgerweg.

 

Werfen Sie auch einen Blick auf die Ankündigungen zu den kommenden spirituellen Reisen, die von den Pèlerinages Bibliques Romands organisiert und im Geist des Étoile de Bethléem von P. Ludovic Nobel begleitet werden. Höhepunkte vergangener Reisen zu Glaube und Kultur finden Sie ebenfalls als Artikel auf unserer Website.