Das alle zwei Jahre stattfindende internationale Treffen der Missionsgesellschaften des apostolischen Lebens (MISAL) wurde vom 2. bis 6. Dezember 2024 im Pilar Pilgerzentrum in Goa abgehalten. Es wurde von der Gesellschaft der Missionare des Heiligen Franz Xaver (SFX) organisiert und versammelte rund 30 Delegierte aus 19 Missionsgesellschaften. Die Konferenz, an der auch Kardinal Luis Antonio Tagle, Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, teilnahm, fiel mit der alle zehn Jahre stattfindenden Ausstellung der Reliquien des Heiligen Franz Xaver, des Patrons der Mission, in der Kathedrale von Vieux-Goa zusammen.
Goa: Eine lebendige Erinnerung an die Mission
Als ehemalige portugiesische Kolonie spielte Goa eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Christentums in Asien. Vor fast fünf Jahrhunderten brachen von seinen Ufern aus zahlreichen Missionaren in die Weiten des Orients auf. So erreichte Franz Xaver 1543 von Goa aus den Komoren-Archipel, bevor er seine Missionsreise nach Ceylon, auf die Molukken und schließlich nach Japan fortsetzte.
Die Gesellschaft der Missionare des Heiligen Franz Xaver (SFX), die Gastgeberin dieses Treffens war, führt diesen missionarischen Geist fort. Die Gesellschaft wurde 1887 von P. Bento Martins in Agonda, Goa, gegründet, das damals unter portugiesischer Herrschaft stand, und verlegte ihren Sitz 1890 in ein ehemaliges Kapuzinerkloster in Pilar.
Heute ist die Pilar Society in 38 Diözesen in Indien und 8 im Ausland tätig und zählt 383 Priester, 9 Laienbrüder und 3 Bischöfe zu ihren Mitgliedern. Im Jahr 2010 wurde sie eine Gesellschaft päpstlichen Rechts, wodurch ihre universale Berufung gestärkt wurde.
Ein neuer Blick auf die Grenzen der Mission
In Anwesenheit von Kardinal Luis Antonio Tagle, Filipe Neri Ferrão, Erzbischof von Goa, Leopoldo Girelli, Apostolischer Nuntius in Indien, und Sebastiao Mascarenhas, Bischof von Baroda und ehemaliger Generaloberer der SFX, begann am Montag, den 2. Dezember 2024, die Konferenz MISAL 2024.
In seinem Vortrag forderte Kardinal Tagle die Delegierten auf, die Grenzen der Mission neu zu definieren. Seiner Ansicht nach nehmen diese „Grenzen“ verschiedene Formen an:
- Geografisch und kulturell: Das Verständnis lokaler Barrieren, um das Evangelium besser in die Kulturen zu inkulturieren.
- Unerschlossen: Das Erreichen von vernachlässigten oder schwer zugänglichen Bereichen.
- Intellektuell und digital: Die Investition in neue, aufstrebende Felder mit Kreativität und Glauben.
Tagle betonte auch das Paradoxon der „etablierten Zonen“, in denen die geistliche Armut die christliche Vitalität bedroht, im Gegensatz zu den „instabilen Zonen“, die Märtyrer und Berufungen hervorbringen. Er ermutigte die Teilnehmer, Spaltungen zu überwinden und eine wahrhaft universelle Mission zu leben.
Ein ganzer Tag war den Präsentationen der einzelnen Gesellschaften gewidmet. Dieser Austausch bot die Gelegenheit, ihre Geschichten, Herausforderungen und Perspektiven zu teilen. Es war eine bereichernde Reise durch die Vielfalt missionarischer Erfahrungen.
Theologisches Unterscheiden und Praktische Herausforderungen
Der Vortrag von Felix Wilfred, Priester und emeritierter Professor für christliche Studien an der staatlichen Universität von Madras, mit dem Titel Neue Grenzen der Mission: Überlegungen zum Engagement der Apostolischen Lebensgesellschaften in der heutigen Welt stieß bei den Teilnehmern auf großes Interesse.
Er forderte die Missionsgesellschaften des Apostolischen Lebens auf, nicht nur auf die Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren, sondern die Zeichen der Zeit zu erkennen und proaktiv sowie kreativ darauf einzugehen. Er betonte, dass der Geist der Synodalität ein mutiges Engagement in Bereichen erfordert, in denen die menschlichen und spirituellen Bedürfnisse am dringendsten sind.
Der Theologe identifizierte fünf Prioritäten für eine erneuerte missionarische Ausrichtung:
- Integrale Ökologie: Auf den Schrei der Erde und der Armen reagieren, inspiriert von der Enzyklika Laudato Si’.
- Mission bei den Marginalisierten: Besonders auf Migranten und ihre Leiden achten.
- Verteidigung der Rechte und Würde der Frauen: Ihre Rolle in der Gesellschaft und in der Kirche fördern.
- Interreligiöser Dialog in einer pluralistischen Welt: Brücken zwischen den Religionen bauen, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.
- Begleitung in digitalen und säkularen Räumen: In digitale Evangelisation investieren und auf die Herausforderungen der digitalen Welt reagieren.
Ein von Anton Paul SDB, dem offiziellen Vertreter des Dikasteriums für Evangelisierung, geleiteter Workshop befasste sich mit praktischen und kirchenrechtlichen Fragen, die für Gesellschaften des Apostolischen Lebens typisch sind. Seine Rede beleuchtete Schlüsselthemen wie die Leitung einer Missionsgesellschaft, die Verfahren zur Aufnahme und Ausbildung der Mitglieder, die Regeln für den freiwilligen Austritt oder die Kündigung sowie die besonderen Pflichten und Verantwortlichkeiten der Mitglieder unter Berücksichtigung der Gründungscharismen.
Geistliche Gespräche und Abschlussdokument
Ein zentraler Moment der Begegnung war die Praxis des Spirituellen Gesprächs, einer Methode, die von der ignatianischen Tradition inspiriert ist und ein gemeinschaftliches, erleuchtetes Unterscheiden ermöglicht. Durch Gebet, gemeinsame Meditation und aktives Zuhören strebten die Delegierten danach, gemeinsam den Willen Gottes für die Zukunft der apostolischen Mission zu erkennen. Dieser Ansatz schuf einen Raum des Vertrauens und Offenheit, der tiefgehende Gespräche über die heutigen Herausforderungen der Mission förderte.
Das Abschlussdokument von MISAL 2024, das aus diesem Unterscheidungsprozess hervorging, bekräftigte vier wesentliche Prioritäten:
- Persönliche Veränderung und Glaubensbildung: Förderung einer brennenden Gottesliebe und einer tiefen Gemeinschaft im Geist Christi unter den Mitgliedern, die sie dazu antreibt, so zu lieben wie er.
- Mission an den Rändern: In Treue zur ad gentes-Vocation den Mut aufbringen, sich den Marginalisierten, insbesondere Migranten, zuzuwenden, in einem Geist der Kontemplation und des Staunens über das Wirken Gottes.
- Synodalität und Brüderlichkeit: Förderung eines gemeinschaftlichen Lebensstils, der auf Synodalität basiert, und Stärkung der Solidarität zwischen den Gesellschaften.
- Missionarisches Engagement in der digitalen Welt: Präsenz und authentische Evangelisierung im digitalen Bereich voranbringen.
Das Dokument endet:
„Gemeinsam umfassen wir die universelle Grenze der Liebe Gottes. Indem wir gemeinsam unterwegs sind, erreichen wir neue Horizonte.“
Zukunftsperspektiven: Initiativen und konkrete Maßnahmen
Die Teilnehmer betonten auch die Bedeutung der MISAL-Treffen und stellten einige Weichen, um die Verbindungen und die Zusammenarbeit zwischen unseren Gesellschaften zu stärken. Um dies zu erreichen, wurden mehrere Beschlüsse gefasst:
- Einrichtung eines ständigen Sekretariats:
Eine Struktur wird geschaffen, um den Austausch und die Kommunikation zwischen den Mitgliedsgesellschaften zu koordinieren und zu fördern. - Historische Forschung zum 50-jährigen Jubiläum von MISAL:
Im Vorfeld des Jubiläums 2025 wird eine vertiefte Untersuchung zur Geschichte und Wirkung von MISAL seit seiner Gründung durchgeführt. Die derzeit im SMA-Haus in Rom aufbewahrten Archive werden digitalisiert, um dieses Erbe zu bewahren und zu würdigen. Zudem ist eine Publikation geplant, die diese Geschichte nachzeichnet. - Planung zukünftiger Treffen:
- Kontinentaltreffen Europa 2025: Dieses wird in Mailand von den PIME (Päpstliches Institut für die auswärtigen Missionen) organisiert.
- Internationales MISAL-Treffen 2026: Die nächste internationale Begegnung findet in Nairobi, Kenia, statt.
Kulturelle Höhepunkte wie Konzerte, die von Brüdern und Laien der Gemeinschaft organisiert wurden, Ausstellungen über das ethnische und religiöse Erbe Goas und Indiens sowie eine Bootsfahrt auf dem Mandovi-Fluss – der historischen Passage des Heiligen Franz Xaver – bereicherten noch das Programm. Diese Aktivitäten ermöglichten es den Delegierten, das missionarische Erbe Goas besser zu verstehen und gleichzeitig ihre Beziehungen in einer freundlichen und informellen Atmosphäre zu stärken.
MISAL 2024 unterstreicht eindrucksvoll, dass die Mission alle Grenzen überschreitet, wenn sie im Geist der Gemeinschaft und der universellen Liebe gelebt wird.
Dieses Treffen hat das Engagement der Gesellschaften erneuert, gemeinsam für eine mutige, innovative und zugleich den Ursprüngen treue Evangelisation zu wirken. Die ergriffenen Initiativen zeugen von der Vitalität und Einheit der Gesellschaften des Apostolischen Lebens in ihrer Berufung, Christus und seiner Kirche zu dienen.
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